Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Zusammensetzung des Microbioms in Muttermilch

Anlage zum Newsletter April 2019

Composition and Variation of the Human Milk Microbiota Are Influenced by Maternal and Early-Life Factors
Shirin Moossavi et al. Cell Host and Microbe, VOLUME 25, ISSUE 2, P324-335.E4, FEBRUARY 13, 2019. DOI: https://doi.org/10.1016/j.chom.2019.01.011

Muttermilch enthält nicht nur eine Vielzahl an immunologisch bedeutsamen Bestandteilen, sondern auch eine ganze Reihe von lebenden Zellen und verschiedenen Bakterien, die in ihrer Gesamtheit oft als das sogenannte "Microbiom" bezeichnet werden. Auch die menschliche Mund- und Darmschleimhaut ist mit beispielsweise mit einem solchen Profil an unterschiedlichen Bakterien dauerhaft besiedelt und dieses menschliche Microbiom ist Gegenstand intensiver Forschung. Es ist bereits bekannt, dass die konkrete Zusammensetzung der Besiedelung von verschiedenen Umwelteinflüssen abhängig ist und es wird vermutet, dass einige Bakterienstämme eher schützend auf unseren Organismus wirken, während andere erhöhte Risiken mit sich bringen.

Auch Muttermilch enthält ein spezifische Profil an Microbiotika, das abhängig von verschiedensten Faktoren ist und in seiner Zusammensetzung beeinflusst wird. Eine aktuelle kanadische Studie hat dies intensiv untersucht und mehrere Einflussfaktoren identifiziert, wie z.B. BMI, Alter und Ernährungsweise der Mutter, Geschlecht und Geburtsgewicht des Säuglings, Geschwisterreihenfolge und Geburtsmodus. Einige dieser Faktoren scheinen nur unter bestimmten Bedingungen relevant zu sein, während andere einen konstanten Einfluss haben.

Der bedeutsamste Einflussfaktor besteht offenbar in der Art, wie die Muttermilch ins Kind gelangt. Wenn statt dem direkten Stillen an der Brust das Kind mit abgepumpter Muttermilch gefüttert wurde, veränderte sich das Microbiom der Muttermilch. Die Forscher konnten zeigen, dass sich das Microbiom des kindlichen Mundbereichs auf das Microbiom der Muttermilch auswirkt, wenn das Kind direkt an der Brust gestillt wird. Wenn hingegen mit einer Pumpe gearbeitet wurde, war die Muttermilch stärker mit Bakterien besiedelt, die typischerweise von der Oberfläche der Pumpe stammen.

Die kanadische Studie liefert einen interessanten Überblick über die Thematik und hat mit einem sogenannten "grafischen Abstract" diese auch anschaulich in Form eines Bildes aufbereitet. Leider ist die Studie nicht vollständig frei zugänglich, das Abstract (englisch) finden Sie → hier.
Es existieren jedoch mehrere ausführliche Artikel zu den Inhalten der Studie, die einen guten Einblick geben:
→ Children's Hospital Research Institute of Manitoba, → Gut Microbiota for Health, → ScienceDaily

UPDATE Juli 2019:

Im Juni 2019 erschien ein ausführlicher interessanter Artikel zum Thema in der New York Times (englisch), den Sie → hier nachlesen können.

Außerdem erschien Ende Mai in der renommierten Fachzeitschrift Nature ein ausführlicher Übersichtsartikel über den Stand der Forschung in Bezug auf das menschliche Microbiom allgemein, insbesondere auch in Bezug auf die Auswirkungen von Schwangerschaft und Geburt. Dieser umfangreiche → Artikel ist empfehlenswert für Fachkräfte, die sich intensiver in das Thema "Microbiom" einlesen wollen.

© April 2019, Anja Bier (IBCLC) für den Newsletter des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation

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